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Muskeln im Turbotempo - geht das?

(djd/Novotec Medical) 05/2010 - Millionen Deutsche sind Mitglieder in einem Fitnessstudio. Doch was für viele hochmotiviert und hoffnungsvoll beginnt, endet oft innerhalb eines Jahres.


Selbst bei vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche rückt der Traum vom muskelgestählten Körper und der körperlichen Fitness nur im Schneckentempo näher. Vielen mangelt es an Ausdauer, doch neben dem Krafttraining bleibt wenig Zeit für zusätzliches Laufen, Schwimmen oder Radfahren. Sportwissenschaftler sehen die Lösung des Problems im High Intensity Training (HIT). In der Trainingstheorie wird davon ausgegangen, dass Muskelwachstum durch einen Reiz maximaler Intensität ausgelöst wird. Im Spitzensport gilt HIT laut einem Bericht im "Geo"-Magazin 07/2009 als Maß der Dinge. Es ist in Deutschland außerhalb der Kraftsportszene jedoch noch weitgehend unbekannt. Offenbar halte sich hierzulande ein Dogma besonders hartnäckig: dass man entweder seine Ausdauer oder seine Kraft trainieren könne, nicht aber beides zugleich. Doch genau das gelingt offenbar mit HIT: Das Trainingsprogramm klingt simpel - vier Einheiten à vier Minuten hintereinander, bei nahezu maximaler Anstrengung. "Für Freizeitsportler ist HIT bestens geeignet", sagt Billy Sperlich von der Deutschen Sporthochschule in Köln. "Jedoch sollte ein Belastungstest unter ärztlicher Aufsicht klären, ob das Herz vorgeschädigt ist. Wichtig ist auch eine Ruhepause von zwei, drei Tagen nach jedem Training."

Vibration stimuliert Muskelwachstum Immer näher rückt das Ziel der Forscher, den Gegensatz von Kraft und Ausdauer mittels neuer Trainingsformen zu überwinden. Mit beeindruckenden Ergebnissen: Jüngst ließ beispielsweise der Züricher Sportphysiologe Marco Toigo Versuchspersonen auf der seitenalternierenden Galileo Trainingsplattform Kniebeugen und Wadentraining machen. Dabei klemmte er den Oberschenkel der Probanden ab - so konnten die beim Training produzierten Signalmoleküle auf die Beinmuskeln zurückwirken, statt vom Blut verteilt zu werden. Nach kurzen Trainingseinheiten von insgesamt nur anderthalb Stunden in fünf Wochen führte dies zu einer Zunahme an Muskelmasse von bis zu zwei Kilogramm und zugleich zu einer deutlich erhöhten Ausdauer.

Auch das HTC Columbia Cycling Team unter der ärztlichen Betreuung von Dr. Helge Riepenhof setzt das Vibrationstraining während Trainingscamps und Rundfahrten ein. Die schnelle Wippbewegung der Trainingsplattform verursacht eine Kippbewegung des Beckens genau wie beim Gehen, jedoch viel häufiger Zum Ausgleich reagiert der Körper mit rhythmischen Muskelkontraktionen im Wechsel zwischen linker und rechter Körperhälfte. Diese Muskelkontraktionen erfolgen ab einer Frequenz von circa zwölf Hertz nicht willentlich, sondern reflexgesteuert über den sogenannten Dehnreflex, wodurch die Muskulatur in Beinen, Bauch und Rücken bis hinauf in den Rumpf aktiviert wird. Unter anderem verbessere sich dadurch die Regeneration nach dem Training oder nach Rennen sowie die Beweglichkeit, welche im zweiten Schritt die maximale Leistungsfähigkeit der Radfahrer erhöht, so der Sportmediziner. So sei eine gut gedehnte Muskulatur leistungsfähiger als eine verkürzte, da diese nicht gegen den Widerstand anderer Muskelgruppen ankämpfen muss.


Das Team von HTC Columbia setzt Vibrationstraining zur Leistungssteigerung, zum Muskelaufbau nach Immobilisationsphasen oder für die schnelle Regeneration zwischen Wettkämpfen ein. Adam Hansen beim Training auf Galileo. (Foto: HTC Columbia)

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